Am 7. Juni 2008 war es wiedermal soweit. Die Winter Apnoe Schweizermeisterschaften 2008 standen vor der Tür, dabei hatte das Jahr doch irgendwie erst gerade angefangen.
So voll im Saft waren die Sportler darum nicht. Die Trainingsmotivation während der letzten Wochen hielt sich in Grenzen und entsprechend locker war die Atmosphäre unter den rund 20 Athleten, die sich früh morgens um 8 Uhr im Hallenbad in Lausanne trafen. Müde Glieder, triefende Nasen oder die Angst vor schlechten Leistungen trieben dann auch einige Sportler zu einem Forfait resp. zur Absage einzelner Disziplinen. Für die Organisatoren, die sehr viel Zeit opferten, um einen professionellen Anlass auf die Beine zu stellen, ist das natürlich immer eine grosse Enttäuschung. Vor allem wurde einigen Apnoetauchern aus dem Ausland die Teilnahme verwehrt, da die Platzzahl beschränkt war. Da wird sich bestimmt nächstes Jahr eine neue Regelung finden lassen müssen.
Die Disziplinen STATISCH (Zeittauchen), DYNAMISCH MIT FLOSSEN (Streckentauchen mit Flossen) und DYNAMISCH OHNE FLOSSEN (Streckentauchen ohne Flossen) mussten an diesem sonnigen Samstag bestritten werden und bereits um 9 Uhr konnten die ersten Athleten nach dem Briefing von Marcello de Mattheis und Marco Melileo ins Wasser hüpfen. Dann gings Schlag auf Schlag und im 12-Minuten-Takt tauchten die Apnoeisten um die Wette. Das Wasser war angenehm warm und so konnten die meisten ihre angestrebten Zeiten erreichen. Gratulation an alle, die sich der Herausforderung stellten und alles gaben. Spannend bei den Frauen wurde es, als die Österreicherin Birgit Capodiferro die 5 Min. 30 Sek.-Marke knackte und die Zuschauer hielten die Luft an, als sie bei rund 5 Min. 40 Sek. den Kopf hob und das OK-Zeichen gab. Als der Judge mit der weissen Karte die Gültigkeit des Tauchgangs bestätigte, wurde geklatscht was das Zeug hält. Der erste Wettkampf von Birgit und gleich ein Sieg, da hatte auch Claudia Rollero, die letztjährige Schweizermeisterin, keine Chance und konnte mit 5 Min. 22 Sek. nur noch den zweiten Rang ergattern. Den dritten Platz bei den Frauen belegte Andrea Egger mit einer Zeit von 4 Min. 44 Sek.
Bei den Herren wurde es noch spannender. Fréderic Colombo legte mit 5 Min. 18 Sek. eine gute Leistung hin und erreichte den dritten Platz. Beim Tauchgang von Christian Maldamé stockte allen der Atem, denn der Franzose (Club-Mitglied der Dauphins Genf) legte doch glatt saubere 7 Min. vor. Zum Schluss startete Nicolas Guerry, der letztjährige Weltmeister im statischen Tauchen. Die Zuschauer waren gespannt. Kann Nicolas diesem Druck standhalten? Wird er sauber auftauchen? Die Sekunden auf der Uhr tickten langsam dahin, während Nicolas locker im Wasser lag und noch bei 6 Min. kaum Atemreize zeigte. Aber auch als es schwerer wurde und sein Körper nach Luft verlangte, kämpfte er meisterhaft und egalisierte schlussendlich seinen bestehenden Schweizer Rekord auf 7 Min. 34 Sek... – ein glücklicher Schweizermeister 2008.
Nach kurzer Pause begann in der schwülen Hitze des Hallenbads das Streckentauchen. Die Sportler starteten gemischt je nach Präferenz zuerst mit oder ohne Flossen. Die eine odere andere Ambition war vorhanden und entsprechend stieg auch die Nervosität und Angespanntheit der Taucher. Wollte doch ein jeder seine beste Leistung bringen – in einem 25-m-Becken vor allem mit Flossen nicht immer eine einfache Sache, muss doch eine perfekte Wende hingelegt werden, um effizient zu sein und möglichst wenig Sauerstoff zu brauchen. Auch am Nachmittag flog die Zeit nur so dahin, ein Countdown nach dem anderen liess die Sportler starten. Ein jeder zog unter Wasser seine Bahnen, tauchte am Beckenrand auf und lächelte dann müde aber mit einem OK-Zeichen die strengen Richter an. Nur selten gab es Strafpunkte und ab und zu eine rote Karte, aber im grossen und ganzen war es ein sauberer und sportlicher Wettkampf.
Die beste Leistung in der Disziplin «Dynamisch mit Flossen» erzielte Christian Maldamé, der eine Strecke von 166 m vorlegte und sich so den Schweizermeister-Titel sicherte. Man stelle sich mal vor: fast 7 Beckenlängen unter Wasser. Nicolas Guerry konnte die 160 m Marke erreichen (9 m hinter dem momentanen Schweizer Rekord, gehalten von Peter Colat) und sicherte sich so den 2. Platz. Bei den Damen behauptete sich die Titelverteidigerin Claudia Rollero, die mit 150 m ihre persönliche Bestleistung tauchte und den Schweizer Rekord der Damen um 5 m erhöhte. Ihr fehlen nur noch 19 m, um den Herren-Rekord zu egalisieren!
Dynamisch ohne Flossen wird gerne etwas stiefmütterlich betrachtet, ist doch diese Disziplin nicht jedermanns Sache und auch nicht ganz einfach zu tauchen. Wahrscheinlich weil nicht so hart trainiert wurde, waren die Leistungen der Athleten hier auch eher durchschnittlich. Christian Maldamé, der französische Spitzentaucher aus dem Welschland, legte mit schönem Stil 125 m Strecke vor und weder Nicolas Guerry mit 114 m (2 m hinter dem Schweizer Rekord, ebenfalls gehalten von Peter Colat) noch der Deutsche Martin Legat mit 112 m konnten seine Vorgabe schlagen. Bei den Frauen gewann Claudia Rollero mit 82 m vor der Deutschen Barbara Jescke und der Schweizerin Andrea Egger, die beide bei 75 m die Wand berührten und auftauchten.
Wir danken dem Verband SUSV, allen hart arbeitenden Organisatoren, den fairen Richtern, wackeren Helfern, nimmermüden Sicherungstauchern und mitfiebernden Besuchern, die diesen Wettkampf unterstützt und gemeinsam erfolgreich gemacht haben. Wir danken auch unseren Sachpreissponsoren, die unseren Helfern und Tauchern wunderbar nützliche Preise überlassen haben. Herzliche Gratulation an alle Apnoeisten, die sich tapfer geschlagen haben und auch vielen Dank an alle Taucher, die extra aus dem Ausland anreisten, um an der diesjährigen Schweizermeisterschaft in Lausanne dabei gewesen zu sein.
Marco Melileo
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